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Becoming Vulnerable
Ein Dokumentarfilmprojekt von Gregor Brändli und Deneth Piumakshi Wedaarachchige, CH 2025
Zwischen 1883 und 1903 reisten die Cousins Paul und Fritz Sarasin als Freundes- und Liebespaar für ihre Naturforschungen durch die britischen und niederländischen Kolonien Asiens. Die beiden transportierten nicht nur den ersten Elefanten in den damals noch jungen Basler Zoologischen Garten, sie brachten auch unzählige Artefakte, Fotografien und Schädel aus den damaligen Kolonien mit, unter anderem solche aus der Kultur der Adivasi, einer indigenen Volksgruppe Sri Lankas.
Die sri-lankische Künstlerin Deneth Piumakshi Wedaarachchige durfte 2019 bei Recherchen im Naturhistorischen Museum Basel einen Schädel der Adivasi in die Hände nehmen. Dieser Moment hat sie zutiefst geprägt. Auf der Suche nach lebenden Nachfahren des Menschen, dessen Überreste im Basler Museum liegen, reiste Deneth 136 Jahre nach Paul und Fritz Sarasin deren gesamte Route durch Sri Lanka nach und traf tatsächlich auf direkte Nachfahren der von den Basler Vettern erforschten Adivasi-Gruppe. Deneth Piumakshi Wedaarachchige versucht seither, zu verschieden Basler Kulturinstitutionen einen Kontakt aufzubauen und sich gemeinsam mit Mitgliedern der Adivasi-Community für die Rückführung ihres in Basel gelagerten Kulturgutes einzusetzen.
«Becoming vulnerable» geht den Basler Verstrickungen in den Kolonialismus und Fragen der Restitution nach. Der Film erzählt die Vergangenheit und die Gegenwart aus vielfältigen Perspektiven.
Produktion: soap factory GmbH, Basel
Buch: Gregor Brändli und Deneth Piumakshi Wedaarachchige
Regie: Gregor Brändli

Reise ans Ende der Nacht
Ein Dokumentarfilmprojekt von Frank Matter, CH 2026
«Reise ans Ende der Nacht» erzählt Geschichten aus einer imaginären Nacht. In fast allen Kulturen steht die Nacht für das Ursprüngliche, Unheimliche, Unkontrollierbare, für das Böse, Irrationale und Leidenschaftliche. Schon das Wort Aufklärung verdeutlicht, dass nur wer die Dunkelheit verjagt zu Wissen und Vernunft gelangen kann.
«Reise ans Ende der Nacht» spielt in einer namenlosen Stadt und folgt den Spuren verschiedenster Menschen. Manchen begegnen wir im Laufe der Nacht mehrmals, andere erscheinen nur kurz und verschwinden dann wieder wie Sternschnuppen im Dunkel des Nachthimmels. Flüchtige Augenblicke wechseln mit längeren Szenen. Zwischendurch verliert die Kamera ihren erzählerischen Fokus und lässt sich treiben, durch leere Strassen, tanzende Clubbesucher:innen, Geisterbahnen oder Phantasmagorien. Da die Dunkelheit die klare Logik des Tages verwischt, verliert selbst die Zeit ihre scharfen Konturen: Die Nacht wird zu einem ganzen Jahr und metaphorisch zu einer ganzen Lebensspanne.
Der Film bedient sich sowohl dokumentarischer wie auch essayistischer und fiktiver Mittel. Die Rhythmen, das Spiel des Lichts, Bewegung und Energie sind für die Erzählung ebenso wichtig wie Worte und Gedanken. Der Film ist eine Ode an die Nacht und zugleich eine Meditation über das moderne Leben zwischen Vernunft und Unvernunft, Kontrolle und Ausbruch, Sehnsucht und Enttäuschung, eine manchmal ekstatische, dann wieder melancholische Hommage an die Conditio Humana an der Schwelle zum Zeitalter der Artificial Intelligence.
Produktion: RecycledTv AG und soap factory GmbH
Buch, Regie: Frank Matter

Vom Punk in die Zukunft
Ein Dokumentarfilmprojekt von Steff Bossert, CH 2026
Reverend Beat-Man, Underground-Musiker, Kultfigur und Bürgerschreck, ist eine lebende Legende. Seit bald 40 Jahren ist der Reverend an Festivals, in Rock-Clubs und schummrigen Kellern unterwegs, auch weit über die Schweizer Grenzen hinaus. Seit anfangs 90er Jahren führt er zudem das Plattenlabel Voodoo Rhythm Records, mit dem er ein einmaliges Stück Schweizer Musik- und Sozialgeschichte schrieb. «Records to ruin every party» lautet das schräge Motto.
Im Jahr 2014 besucht ein kleiner Junge mit seinem Vater ein Konzert von Beat-Man. Die laute, punkige Musik und der exzentrische Bühnenauftritt erschrecken den Buben – das Konzert ist für ihn aber auch ein prägendes Erlebnis. Fast Forward in die Gegenwart: Aus Milan, dem Jungen von damals, ist ein junger Mann geworden, der selber Musiker werden möchte. Er nimmt seinen Mut zusammen, geht in Beat-Mans Plattenladen und fragt den Reverend, ob er mit ihm spielen darf. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Beat-Man auf Milan ein – und bald schon gehen sie miteinander auf Tour, der alte Kämpe und der junge Mann, der noch auf der Suche nach sich selbst ist. Beat-Man ist auch einverstanden, dass Milan bei Voodoo Rhythm einsteigt, um dort seine Ideen einzubringen. Was bewegt einen jungen Menschen dazu, sich in einer Zeit der glatten und kurzatmigen, auf Erfolg und Selbstoptimierung getrimmten Spotify- und Insta-Klickkultur der kantigen Szene um Voodoo Rhythm zuzuwenden? Doch Milan ist neugierig und will noch mehr ausprobieren. Während er bei Voodoo Rhythm anfängt, arbeitet er mit der jungen Finja Keogh an feinsinnigen Popsongs und geht mit dem viel kommerzieller ausgerichteten Birdman Jäggi auf Tournee.
«Vom Punk in die Zukunft» erzählt anhand von berührenden, Generationen übergreifenden Begegnungen über die grossen Veränderungen im Kulturbetrieb und das Ringen um eine eigene künstlerischen Position in einer unübersichtlichen Zeit. Indem der Film Beat-Mans Geschichte und das Vermächtnis der Berner Jugendbewegung der 80er Jahre den Zweifeln und Konflikten ganz junger Musiker*innen gegenüberstellt, geht er der Frage auf den Grund, was von kulturellen und politischen Bewegungen vergeht und was in der Arbeit späterer Generationen weiterlebt.
Produktion: soap factory GmbH
Buch, Regie: Steff Bossert

Ein Haus im Wald
Ein Dokumentarfilmprojekt von Jeshua Dreyfus, CH
Kammachers gehen zehn Jahre lang einen radikal unkonventionellen Weg: Sie wohnen abgelegen, homeschoolen ihre vier Kinder, leben von Gelegenheitsjobs und folgen praktisch jeden Tag ihren Impulsen. Freiheit und Selbstbestimmung sind die Priorität dieser Familie.
Die Kinder werden immer anspruchsvoller und ungezogener. Ohne es zu merken, vernachlässigen die Eltern ihre Beziehung und stellen die Bedürfnisse der Kinder über ihre eigenen, bis die Mutter in eine Erschöpfungsdepression fällt. Als sie weder Trost noch Nähe bei ihrem Mann findet, öffnet sie sich für andere Männer. Das stürzt die Familie in eine Krise: Der Vater zieht sich zurück und sucht eine neue Berufung, die Kinder stellen alles auf den Kopf, bis eines von ihnen beim Sturz aus einem Baumhaus fast ums Leben kommt. Am Spitalbett merkt die Mutter, dass sie etwas verändern muss.
Eine emotionale dokumentarische Reise im Spannungsfeld zwischen individueller Selbstverwirklichung und dem Aufgehobensein in einem sozialen Gefüge beginnt. Was braucht es, damit sich Menschen in die Gesellschaft integrieren und doch ihren Individualismus leben können?
Produktion: soap factory GmbH
Buch, Regie: Jeshua Dreyfus